Familiengeschichte
Gudelius/Gutelius
Teil 2
Im
Antwortschreiben vom 04.08.1587 (gleiche Quelle) behält sich der Dekan das gem.
Satzung der Stiftung ihm zustehende Recht der Auswahl und Bestallung der
Stipendiaten vor und schlägt die Präsentation des Wendelinus Gudelius ab,
obwohl er diesem ansonsten freundlich gewogen ist und er dessen “wolfarth und
befurderung in ander weg gern sehen möchte(n)“2.
Dies
mag der Grund für den Wechsel des Studienortes des Wendelinus Gudelius gewesen
sein. 1588 wird er an der Hohen
Schule in Herborn als “Wendelinus Gudelius Schwettenhusanus“ immatrikuliert3. Die Schreibweise von Schweppenhausen mit
“tt“ ist sicherlich ein Schreibfehler. siehe:
In
Herborn hat er offensichtlich sehr schnell Anschluß gefunden und bereits um
1588 die Bürger- und Bäckerstochter Margarete Will geheiratet. Im selben Jahr
schloß er sein Theologiestudium ab.
Die
“erste“ Familie Gudelius hatte sechs Kinder: Matthias, geb. um 1590/92, Johann
Henrich, geb. als zweiter Sohn ebenfalls in diesem Zeitraum, Georgius und die
Töchter Anna Elsbeth, Anna Catharina und Dorothea.
Wendelinus
Gudelius war nach Abschluß seines Studiums in Herborn zweiter Kaplan4; er versah in der Umgebung von Herborn die
Orte Hörbach, Hirschberg, Fleisbach, Guntersdorf und Beilstein wöchentlich mit
einer Predigt und Katechisation (Unterrichtung).
Wegen
zu geringem Verdienst in Herborn („propter donorum paucitatem“) ist er 1594 als
Pfarrer nach Breitscheid gegangen.
Dort
fertigte Wendelinus Gudelius 1603 eine ausführliche Aufstellung über die Rechte
und Einkünfte der Pfarrei Breitscheid, die uns heute guten Einblick gibt in die
von der Landwirtschaft geprägte Lebensweise und die Einkommensverhältnisse
einer Pfarrersfamilie jener Zeit. Die Bareinnahmen betrugen höchstens 40 Gulden
im Jahr. An Naturalien wurden jährlich rund 50 Zentner Brot- und Futtergetreide
sowie 3 Hähne, 2 Hühner, ½ Gans und das Brennholz ins Pfarrhaus geliefert. Da
die Pfarrersfamilie von diesen Bar- und Naturaleinnahmen allein nicht leben
konnte, mußte sie wie die anderen Dorfbewohner auch Landwirtschaft betreiben.
Die Pfarrei verfügte über “34 Äcker, 7 Wiesen und 4 Gärten“. Das war mehr Grund
und Boden als bei den Bauern von Breitscheid und wahrscheinlich mehr, als die
Pfarrersfamilie wirklich bearbeiten konnte5.
Wenn
Wendelinus Gudelius in seiner Breitscheider Amtszeit trotzdem gezwungen war,
bei der Pfarrei ein Darlehen aufzunehmen, dann ist dies nur durch die
besonderen Ausgaben zu erklären, die der Pfarrfamilie durch die Ausbildung der
Kinder erwuchsen. Matthias und Johann Henrich sind 1602 und 1609 im Matrikel der Hohen Schule von Herborn genannt. Das
Darlehen betrug 22 Gulden und war für die damalige Zeit nicht außergewöhnlich.
Bemerkenswert ist allerdings, daß die Darlehensschuld 120 Jahre später noch
nicht getilgt war.
1595
begann Wendelinus Gudelius in Breitscheid ein “Kirchenbuch darinnen die
Eheleuth undt jungen Kinder so zu Breidtschiedt in der Kirchen getauft
geworden, verzeichnet sein“. Das Titelblatt enthält neben der Überschrift den
persönlichen Schriftzug von “Wendelinum Gudelium Pastorem“, siehe:
1605
verließ Wendelinus Gudelius Breitscheid und übernahm am 24. November die
Pfarrei in Ballersbach, die er bis zu seinem Tod innehatte. Das in Breitscheid
begonnene Kirchenbuch nahm er mit nach Ballersbach und führte es weiter; es
liegt heute noch dort im Pfarrarchiv.
Um 1619 starb seine Frau Margarete. In zweiter Ehe heiratete er um 1620, nun schon über 50 Jahre alt, Elsbeth Scheffer.
[1] Universitätsarchiv
Heidelberg, UAH A-160/13, fol 200 r+v.
2 Transkription Hermann J.
Sartor.
3 Zedler/Sommer, Die Matrikel
der Hohen Schule und des Pädagogiums zu Herborn, S. 9.
4 Steubing, Topographie der Stadt
Herborn.
5 Ernst Henn, Unser täglich
Brot gib uns heute, Mitteil-Blatt des Herborner Geschichtsverein 1964.