des Stammes
Gudel / Guedel
aus Schweppenhausen bei Bingen
Geschichtlicher Abriss
Stand: 20. November 2010
Die Gudelius entstammen der alten
Winzer- und Bauernfamilie der Gudel
aus Schweppenhausen,
einem kleinen Winzerdorf, ca. 10 km westlich Bingen, im Guldental
zwischen Bad Kreuznach und Stromberg.
“Sweppenhuzun“
wird im Jahr 1125 in einer Urkunde Kaiser Heinrichs V. als Besitz der Abtei St.
Maximin von Trier zum erstenmal genannt[1]. Seit dem 14.Jh war es als
Lehen der Wildgrafen und Pfalzgrafen im Besitz der Familie von Ingelheim.
“ peder
gudel“ und „jeccl
gudel“ (Jacob) sind die ersten urkundlich
erwähnten Namen von Angehörigen der Familie Gudel. Sie sind in Gotischer
Kursive (Schrift der damaligen Zeit) um 1400-1420 siehe:
als Grundeigentümer in Schweppenhausen mehrmals im Zinsregister[7] der dortigen Kapelle genannt.
Spätere Eintragungen in diesem
Zinsregister nennen
·
1467 gudeln
pede als Grundeigentümer, siehe:
·
1501 und 1502 gudeln
peder als Sendschöffe,
·
1521 guedellen
peder als Sendschöffe und siehe:
guedellen henn
als Schultheis und Schöffe Spoenheim.
Letzterer ist in einer späteren
Korrektur der ersten Aufzeichnung von 1400-1420 als Ablösender einer Zinsabgabe
des gudeln jeccl nur noch
einmal erwähnt.
Im Gerichts- und Weistumsbuch des Fleckens Schweppenhausen3 wird ab 1558 bis 1575 gudeln
wendelin immer wieder als Gerichtsschöffe genannt.
Da über ca. 150 bis 170 Jahre ein
Peter und ein Wendl Gudel im selben Ort als Grundeigentümer und in der selben Funktion als Schöffe durchgehend genannt werden,
kann man davon ausgehen, daß es sich über ca. fünf
Generationen um dieselbe Familie handelt.
Der Name Gudel ist in der Literatur über
deutsche Familiennamen bisher nicht verzeichnet oder erklärt. Nur bei Josef
Karlmann Brechenmacher4 ist die verwandt
klingende Namensform Gudelmann erwähnt (-mann ist in
älterer Zeit häufig Kosenamensuffix, vgl. etwa Karl
> Karl(e)mann). Als Erstbelege führt Brechenmacher einen Gudilmanus
1260 und einen Henlin Gudelman
1356 an; beide in Worms, also nicht weit von Schweppenhausen Der Verfasser gibt
zwei Deutungsmöglichkeiten an:
·
zu mittelhochdeutsch “giudel = Prahler, Verschwender“,
·
abgeleitet vom Frauennamen
Gudel(a), der einstmals besonders im westmitteldeutschen Raum beliebt war.
Die erste Deutung verwendet z. B.
Heinrich Heine mit Gräfin Gudel von Gudelfeld in seinem Gedicht Hoffart.5
Die zweite Deutung hält Dr.
Wilfried Seibicke vom Germanistischen Seminar der
Universität Heidelberg (glücklicherweise) für die wahrscheinlichere. Gudel und Gudelman wären somit Metronyme
(im Gegensatz zu den Patronymen).
Der Frauenname Gudela (Gudula, Godela u.ä.) wird hergeleitet von dem germanischen Wort für “gut“,
häufiger aber noch von Namen, die mit God(o)-, Got- ,“Gott“ (z.B. Godolewa)
zusammengesetzt waren.
Der Name erhielt selbständige
Bedeutung durch die hl. Gudula von Brüssel, Ste. Gudele (+ 712), und war bis in die Neuzeit, auch beim Adel, sehr beliebt[8] ; vgl. auch niederländisch Goede(l)[9].
(GUDULA: hl. Büßerin u. Stadtpatronin von Brüssel, geb. 7. Jh., + 712. Fest: 8.1. - Aus vornehmer Familie aus Brabant stammend, wurde sie im Kloster von Nivelles erzogen, wahrscheinlich unter der hl. Gertrud von Nivelles. Später wanderte sie nach Ham bei Alost. Dort begann für sie ein Leben intensiven Gebetes und werktätiger Nächstenliebe. Im benachbarten Moorsel soll sich das Kerzenwunder ereignet haben, das auch in der Kunst dargestellt wird. Ein Engel zündet der hl. G. die Kerze wieder an, die ein Teufel ausgeblasen hat. Ihr Grab war zuerst in Moorsel. 979 übertrug sie Herzog Karl von Niederlothringen in seine Burgkapelle ir Brüssel. 1047 kam es zu einer neuerlichen Übertragung in die St. Michaelskirche - heute Ste-Gudule, Hauptkirche von Brüssel. In der Kunst wir sie dargestellt als einfach gekleidetes Mädchen mit brennender Kerze. Quellen: ActaSS ian. 1, 513-530.),
Die häufige Verbreitung des Namens Gudel im Rheingau kommt sicherlich auch daher, daß Hildegard von Bingen (1098-1179), der die Hauptreliquie der heiligen Gudula von Brüssel geschenkt wurde, diese in Eibingen/Rüdesheim in der St. Hildegard und St. Johannes dem Täufer-Kirche als Teil des „Eibinger Reliqienschatzes“ plazierte. Dort, auf der gegenüberliegenden, rechten Seite des Rheins, hatte Hildegard von Bingen 1165 ein Filialkloster zum berühmten Benediktiner-Kloster am Rupertsberg bei Bingen errichten lassen.
Zur Aussprache: Damals wie heute
wird das “u“ in Gudel/Gudelius lang gesprochen. Das im Zeitraum 1521 bis 1576
häufig verwendete Dehnungs-„e“ in „guedel“ zeigt dies
deutlich.
Der Name Gudel kommt heute noch
in der Schweiz, im Raum Borken und Raesfeld in Westfalen häufiger sowie in Kusel in der Pfalz und im 17.Jahrhundert in Starkenburg Hessen-Darmstadt und im 19. Jahrhundert in
Westpreußen vor. Ein Zusammenhang mit den Schweppenhäuser
Gudel wurde bisher nicht festgestellt und ist auch eher unwahrscheinlich, da nach
1576 die Gudel in Schweppenhausen urkundlich nicht mehr erwähnt werden.
In Siebmachers Wappenbuch 9 ist das Wappen einer Elisabeth Gudlin (Gudel), Ehefrau des Hans
Wendelin Gudel, der erste Träger des Namens
Gudelius und spätere Pfarrer, wurde wohl um 1567 (geschätzt) als zweiter Sohn
des guedeln wendelin in
Schweppenhausen geboren.
Nach dem Tod seines Vaters um
1575 heiratet dessen “nachgelassene Witwe Els“ im Jahr 1576 am Donnerstag nach
Kantate (20.05.1576)
Es wird festgelegt, daß
Dieses Geld wird der Grundstock
für die Ausbildung von Wendelin Gudel gewesen sein. Ob er im nahen Kreuznach
zur Schule ging, wo 1556 ein Gymnasium gegründet wurde, um die reformierte
Pfalz mit theologisch geschultem Personal zu „versorgen“12 konnte bisher nicht ermittelt werden.
Am 19.12.1586 wurde er an der Universität
Heidelberg als “Wendelinus
Gudelius, Schweppenhusanus, famulus
Dionysianus, gratis“ immatrikuliert13. siehe:
“Gudel“ wurde also auf einfache
Weise latinisiert und so entstand vor nun
mehr als 420 Jahren der Name
Gudelius.
1 R. Seil, Schweppenhausen, ein Weindorf im Guldental, 1994, S. 29; hier verweist
W. Vogt auf T. Giessmann, 1990.
3 LHA Koblenz Abt 53 C 44 Nr.
11, S. 1
4 LHA Koblenz Abt 53 C 44 Nr.
124 S. 28 bis 71
5 Brechenmacher,
Josef Karlmann, „Etymologisches Wörterbuch der deutschen Familiennamen“, Bd.1,
Limburg/Lahn 1956 ff., S. 607
6 Heinrich Heine, Neue
Gedichte, Zur Ollea, III, Hoffart, in:www.gutenberg.aol.de/heine/gedimisc/ollea03.htm
[8] Ernst Wasserzieher,
„Hans und Grete. 2500 Vornamen erklärt“, Bonn 1979, S. 113
[9] „Spectrum
voornamenboek“, Utrecht 1992, S.166
8 „Spectrum
voornamenboek“, Utrecht 1992, S.166
9Siebmachers Wappenbuch, Bd.
V.7. Bürgerliche Familien, Tafel 6, Nürnberg 1907
10 siehe Anm. 4, S. 71-73.
11 Transkription Hermann J. Sartor, Sinn.
12 Albert Rosenkranz,
Geschichte der evangelischen Gemeinde Kreuznach, Kreuznach 1951.
13 Toepke,
Matrikel der Universität Heidelberg, Bd. 2, S. 131.